Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern,
die ich zu ändern vermag,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 11. Februar 2010

Fragen über Fragen

Lieber Klaus,
ich habe heute wirklich wie ein kleines Kind vorm leuchtendem Christbaum mit vielen Geschenken gesessen, als ich Deine lange mail mit den vielen, vielen wunderbaren Informationen las. Du bist für mich der erste und wichtigste spirit in der Annäherung an meinen Jakobsweg.
Ich denke auch, das vor allen die Begegnungen mit Menschen,die sich auch auf den Weg gemacht haben, dieser Reise eine besondere Tiefe und Berührung geben. Ich werde mich durch die von Dir angegeben Adressen arbeiten,und meiner Vorstellung von dem Weg hoffentllch ein zunehmend schärferes Profil geben.Ich finde es sehr ympathisch, dass Du Deine Streckenlängen nach Lust, Tagesform und spontanen Erlebnissen gestaltest. So gehe ich auch auf die Reise- da ich ein Morgenmensch bin kann ich mir gut vorstellen im Morgengrauen so um sechs Uhr loszugehen, und dann schon am frühen Nachmittag nach Quartierfindung in einem Cafe entspannt die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
Meine Sorge in diesem Stadium: kann ich die Karten gut genug lesen,
um meinen Weg zu finden, und nicht im Nirwana-Dickicht zu stranden. Womöglich
bei Einbruch der Nacht., umzingelt von wilden Tieren. Sorry, jetzt geht die Fantasie durch...Bei der Auswahl der Schlafstätten bin Pragmatikerin, ich nehme was kommt,und bin es zufrieden. Wenn alle paar Tage die Sehnsucht nach der warmen Dusche zu groß wird, steig ich in einem kleinen hostel ab.Ein kleiner Bauchweh-Punkt: bin ich wirklich fit genug, z.B. 25-30 km pro Tag zu laufen. Ich bin
seit Jahren gut trainiert, gehe jeden zweiten Tag ins Fitness-Studio- aber mit dem Gepäck auf dem Rücken??? Du merkst schon, es sind diese kleinen Ängste, die
jetzt arbeiten.
Alles in allem: ich will losgehen, und ich werde losgehen. Warum nicht am 16.4. von Pamplona aus. Dort soll es ja eine Pilgerherberge geben. Vielleicht können wir uns dort treffen? Alles weitere entscheidet sich vor Ort " locker". Mittwoch kommt mein Mac-Spezie- vielleicht kann er es einrichten, das ich die Videos sehen kann.
Ich danke Dir noch einmal von Herzen für die liebevoll zugesandten Infos. Sie werden mir sehr helfen, meinen Weg zu finden. Ich wünsche Dir eine frohe Woche
Liebe Grüsse




Eben habe ich meine letzte Etappe der Hinfahrt von Irun nach Pamplona im Internet buchen können und es hat auch geklappt. Leider habe ich kein Ticket mehr für 8,90 Euro bekommen aber für 13.00 Euro ist es immer noch billiger als bei der DB oder vor Ort 28.00 Euro zu zahlen. Außerdem habe ich das Ticket gleich ausdrucken können. Jetzt steht der Anreise nichts mehr im Wege und ich hoffe, dass ich gesund bleibe.

Ich bin voller Euphorie und will dir auch gleich auf deine E-Mail antworten.

Deine Fragen sind die gleichen, die ich mir gestellt habe, als ich meinem ersten Jakobsweg geplant habe. Aber fangen wir gleich an.

Herbergen in Pamplona zu finden ist genau so einfach wie eine Bar auf der Reeperbahn zu finden. Doch genau wie in Hamburg ist es auch in Pamplona viel Nepp dabei. Aber in Pamplona gibt es eigentlich nur ein Ziel. Die Herberge „ Casa Paderborn „ der Jakobusfreunde Paderborn. Man muss allerdings etwas Glück haben, denn die Plätze sind begrenzt.
Eine Riesenherberge mit über 100 Plätzen in einer Kirche „ Jesus und Maria „ schreckt eher ab. Und wer die erste Nacht hier verbringt, wird eher mit vielen gemischten Gefühlen auf den Jakobsweg gehen. Es gibt noch eine Menge privater Herbergen, in denen man günstig übernachten kann, außerdem eine Menge Pensionen und Hotels. Trotzdem rate ich, den ersten Abend direkt in einer öffentlichen Herberge zu verbringen. Statt alleine in einer Pension auf einem kleinen Zimmer zu verbringen und vor Aufregung kaum ein Auge zuzumachen oder den Abend in einer der vielen Bars zu verbringen, sollte man gleich den Kontakt zu den Pilgern suchen. Und zwar zu den Pilgern, die vielleicht schon ein paar Tage unterwegs sind oder ihren so-und-so-vielten Jakobsweg gehen. Wenn man nicht alles berücksichtigt, was einem so an Tipps gegeben wird, wird man den richtigen Eindruck und die richtige Motivation bekommen und vielleicht ergibt sich dann schon die erste Begegnung und die erste „gemeinsame Etappe“.
Noch mal: Gemeinsame Etappe heißt nicht, den ganzen Weg gemeinsam zu laufen, sondern eher spontane Treffen unterwegs und sich am Ziel wieder treffen.

Ich werde diesmal nicht in Pamplona übernachten. Da ich um 10.00 Uhr ankomme, werde ich mich noch auf den Weg machen und in einem der nächsten kleineren Orte übernachten.
Aber wie gesagt Planung und Ausführung kann voneinander abweichen.



Ich glaube nicht dass fit sein unbedingt das wichtigste ist. Bestimmt eine gewisse Grundkondition sollte man schon haben. Man kann auch langsam angehen und merkt schnell das man immer besser wird.
Das Wichtigste ist meines Erachtens ist das Schuhwerk und das Gepäck. Ich habe immer wieder festgestellt, dass hier die Probleme am größten waren. Ich habe vor meinem ersten Jakobsweg auch heftig trainiert und bin z.b. in 6 Tagen um die Insel Sylt gelaufen. Allerdings ohne Gepäck. Dann habe ich festgestellt, dass nichts schlimmer sein kann als zu viel Gepäck und schlechter oder schlecht getragener Rucksack. Man kann trotz Super Trekking Rucksack viele Probleme kriegen, wenn man die Gurte nicht richtig befestigt oder den Rucksack nicht richtig packt.
Nicht umsonst ist der Rucksack das Thema 1 unter den Pilgern.
Bei meinen Schuhen hatte ich keine Probleme, auch Blasen hatte ich auf ganzen Weg nicht. Allerdings habe ich auch auf neue Wanderschuhe verzichtet und ein paar „alte Latschen“ getragen, mit denen ich schon einige Kilometer abgegrast habe.

Für mich ist diesmal das Wichtigste, Gewicht zu sparen, weil der Rucksack für mich die größte Herausforderung war. Wie ich Gewicht sparen will weiß ich noch nicht so genau. Ich werde ein andermal darüber berichten.


Karten lesen braucht man eigentlich nicht. Die einfachen Wegeskizzen tun´s auch. Die Ausschilderung des Weges ist eigentlich ziemlich gut. Trotzdem habe ich mich letztes Jahr verlaufen, weil ich nach den vielen gelben Pfeilen auch einer Route mit gelben Stangen gefolgt bin, die sich dann als Gasleitung herausstellte. Aber mit Hilfe der einfachen Skizzen, kommt man immer schnell auf den Weg zurück.

Falls du die Filmchen im Internet nicht ansehen kannst, kann ich dir auch eine DVD schicken. Das macht mir kein Problem, lass es mich wissen. Ich hoffe du bist einverstanden, dass ich unseren Schriftwechsel auch ins Internet stelle.
Also sei recht herzlich gegrüßt.
Klaus

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