Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern,
die ich zu ändern vermag,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Rainer Maria Rilke

Dienstag, 28. April 2009

2. Pilgertag


Villafranca del Bierzo - Perje -Trabadello - Vega del Valcarce- Ruitlan- La FABA
26.9 KM


Jedenfalls stehe ich früh um 6.30 Uhr auf, weil sowieso die Hälfte aller Pilger seit 05.OO Uhr mit Packen beschäftigt ist. Ich versuche meinen Rucksack zu packen, was im Dunkeln nicht so einfach ist. Hatte ich doch gestern abend alles so hingelegt, dass ich genau weiß, wo was zu finden ist. Doch jetzt finde ich nichts mehr. Ringelblume hat ihr ganzes Gepäck auf meinen Rucksack geworfen und so habe ich plötzlich statt meiner Socken einen BH in der Hand. Ich finde endlich meine Taschenlampe, aber auch die streikt. Ich suche eine Batterie, aber wo sind die Batterien? In meinem Rucksack herrscht schon am 2 Tag ein Chaos, dass ich nicht weiß, ob ich überhaupt noch alles habe, oder bereits die Hälfte verloren habe. Gott sei dank habe ich die Umhüllung von meinem Schlafsack am Rucksack festgebunden, nachdem ich sie gestern morgen eine halbe Stunde gesucht hatte um festzustellen, dass ich sie mit dem Schlafsack eingerollt hatte.
Ich werde heute erst mal meinen Rucksack ordnen müssen.
Die ersten Kilometer neben der Strasse

und durch kleine Orte


Natürlich hat es geregnet und es war kalt und windig. Deshalb habe ich mir auch den ersten Berg erspart und bin die berühmte Landstrasse gelaufen von der HP schon berichtet hat. Man hat diese Strasse aber entschärft und eine Mauer trennt nun die Pilger von der Fahrbahn. Mein Regenschutz ist viel zu klein, ich werde ihm einen kleinen Spanier schenken und mir einen neuen kaufen. Mir geht er nur bis an den Bauch und der Rucksack geht auch nicht drunter. Deshalb bin ich auch nach einigen Kilometer klatschnass. Die Strümpfe wechsele ich auch noch. Sie werfen Falten und Blasen möchte ich keine. Dann geht’s weiter. Unterwegs trifft man immer wieder Pilger die man kennt. Soll man ja nicht glauben bei der Strecke.
Ich will eigentlich nur 15 Kilometer gehen und steuere jede Herberge an. Aber entweder ist die Herberge geschlossen, oder sie erinnert mich zu sehr an die biblische Geschichte von Maria und Josef und davon hatte ich gestern genug. So laufe ich fast 20 Kilometer bis es aufhört zu regnen und ich endlich den Regenumhang ausziehe. Vom Gepäck schmeiß ich bestimmt noch die Hälfte weg, so sehr drückt mich mein Rucksack. 


Auch eine Herberge !!!

Hier beginnt der Aufstieg nach La Faba

Der Weg ist steil, steinig und rutschig


Die letzten 5 km haben es in sich. Steil rauf auf 950 Meter. Mich hat’s fast zerbröselt. Eigentlich wollte ich ja noch 5 KM weiter auf den Gipfel des O Cebreiro. Aber so bleibe ich doch in La Faba in einer schwäbischen Herberge. Klein aber fein und eine  wunderbare warme Dusche. Leider nur 1 Dusche und 1 Klo, ¨ aber ich bin der erste und kann diese Annehmlichkeit ganz alleine in Ruhe genießen.
Herberge in La Faba

Ein sehr schöner Ort kurz vor Galicien


Gegen Nachmittag kommt sogar die Sonne raus und ich gehe in den kleinen Ort wo es sogar eine kleine Bar gibt. Ich sitze in der Sonne und trinke ein Bier o,3 l für ein Euro und genieße die wunderbare Landschaft. Froh und zufrieden über meine Tagesleistung und die saubere Herberge, lasse ich die vielen anderen Pilger an mir vorbeilaufen, die heute noch auf den Cebreiro wollen um dort oben zu übernachten. Ich genehmige mir noch ein Glas Wein, der noch billiger ist als das Bier, kaufe noch etwas zum Essen ein und gehe zurück in die Herberge.

Ich bin sehr überrascht als in die Herberge komme, denn da sitzen
der Wuppertaler
der Ostdeutsche
der Deutsche Spanier
der Wiener
der Donaueschinger und und und.
Wir sind wir dieselbe Truppe wie am Vorabend. Dabei haben wir uns nicht verabredet und ich grübele lange darüber nach.

Aber die Erklärung ist ziemlich einfach.  Die meisten Pilger laufen einen Schnitt von ca. 20 - 25 Kilometer am Tag, und wenn man immer der Markierung folgt, kommt man automatisch an jeder Herberge vorbei. Außerdem sind die Etappenziele so gewählt, dass sie fast immer in bedeuteten oder großen Orten enden. Natürlich sind auch die Vorzüge und Nachteile der Herbergen in den Führern beschrieben. Da hat man schon ganz bestimmte Herbergen im Auge und wenn man dann noch Pilger trifft, die man schon kennt, ist eigentlich schon klar wo man übernachtet.

Es gibt Pilger, die stur nach Plan laufen und jede einzelne Etappe genau vorprogrammiert haben. Ich habe zwar auch einen Plan gemacht, bin aber flexibel in der Auswahl der Tagesziele und Herbergen.
Jetzt sitzen wir hier zusammen, als kennen wir uns schon Wochen. Es wird gekocht und gegessen. Und natürlich viel geschwätzt. Es sind inzwischen auch noch andere Pilger da.  Eine ältere Dame aus Ostdeutschland ist mit 74 die älteste. Sie läuft jeden Tag nicht mehr als 5 Kilometer, aber das schon seit 2 Jahren. Natürlich mit Unterbrechungen. Sie hat letztes Jahr in Frankreich angefangen und  will dieses Jahr in Santiago ankommen. Was sie auch schafft, davon bin ich überzeugt. Jetzt hat sie allerdings Angst vor den nächsten 5 Kilometern auf den O Cebreiro. Sie plant dafür den ganzen Tag. Gerne würde ich oder auch andere Pilger ihr bei Ihrem Gepäck oder auch sonst helfen. Aber das lehnt sie entschieden ab. Inzwischen ist es dunkel, aber es gibt immer noch Pilger die kurz in die Herberge kommen, sich aber dann doch noch entscheiden den Gipfel zu erreichen.


zum Abendessen haben sich alle versammelt

Brot, Käse und Wein

und kleine Tintenfische ( Pulpos)

Etwas später erzählen wir dann auch von Ringelblume und während wir erzählen, klopft es an der Türe und Ringelblume kommt. Mit der Französin im Schlepp, die aber gleich wieder verschwindet, weil sie dringend eine Zigarette braucht. Wen wundert’s, dass auch der Spanier unbedingt eine Zigarette rauchen muss.

Um 22 Uhr, als eigentlich schon Bettruhe vorgesehen ist, kommen noch 5 Spanier mit dem Rad. Die fangen tatsächlich noch an zu kochen und laden alle zum Bier ein. Dosenbier haben sie genug dabei, dass es noch ein langer Abend wird.
Als ich mich vom Wuppertaler und dem Deutschspanier verabschiede und ins Bett steige weiß ich noch nicht, dass der Abschied nur vorläufig ist.

3 Kommentare:

  1. die günen Stühle sind so schööön!

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  2. die Verpflegung sieht gut aus,
    ist gut für die Plattfüsse

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  3. es ist doch klar dass die anderen dich überall folgen... ohne dich ist es zu langweilig!
    danke für deine lustige Berichte, Klaus!

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