Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern,
die ich zu ändern vermag,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Rainer Maria Rilke

Sonntag, 25. April 2010

Alles ausgebucht

Itero de la Vega - Carrion de los Condes 35 km
Nachdem ich gestern einen moralischen Tiefpunkt hatte, habe ich heute körperlich einiges auszuhalten..
Vor lauter Kreuzschmerzen habe die ganze Nacht nicht schlafen können und kaum noch gewusst, wie ich liegen sollte. Bei den ersten Schritten spüre ich schon meinen Meniskus. Es wird schnell ziemlich heiß und die Strecke zieht sich und zieht sich. 33 Kilometer nur neben der Landstrasse. Kaum Ortschaften. Nicht umsonst heißt dieses Stück der Strecke Pilgerautobahn. Morgen soll es noch schlimmer werden, da gibt es auf 20 Kilometer gar nichts. Deshalb will ich heute bis Carrion kommen.
Die Herberge wird in einem Kloster von den Karmeliterinnen betrieben und ist wieder völlig überfüllt. Wenigstens ist sie sauber. Im Ort ist irgendein großes Fest mit Landwirtschaftsausstellung und alle Hotels sind ausgebucht. Dabei wollte ich mir heute nach 10 Tagen und 300 Kilometer was besonderes gönnen. Aber was bleibt mir übrig.
Ich zweifle erstmals, ob ich überhaupt Santiago erreichen werde. Wenn das weiter so zugeht und alles überfüllt ist, dann ist irgendwann eine Schmerzgrenze erreicht. Aber bis Ponferrada sollte ich es schon schaffen.

Am schlimmsten sind die Gruppen. Die sind mit dem Bus da und laufen nur ab und zu und vor wichtigen Orten ein paar Kilometer. Belegen aber die Herbergen fast komplett. Das ist halt das heilige Jahr, da wittert jeder ein Geschäft.

Ich habe mein Gepäck in der Herberge abgestellt und geduscht. Jetzt sitze ich auf der Plaza und trinke einen Rotwein. Vorher bin ich noch durch das Gourmetzelt gelaufen und habe zu Abend gegessen. Von den schönen würzigen Würsten, dem wunderbar duftenden Käsen und herzhaften Fischpasteten bin ich satt geworden. Eine ältere Dame aus Basel, die ich für eine Spanierin gehalten habe, setzt sich zu mir an den Tisch und wir unterhalten uns fast 2 Stunden. Darüber habe ich fast die Zeit vergessen und komme gerade noch in die Herberge, als die Türen zugehen. Die Nacht ist wieder grausam, aber was soll man machen.

Schon um 5 Uhr fangen die ersten an zu packen. Als ich um 5.30 Uhr aufs Klo gehe. Sitzt doch eine von denen Hartschalentouristen auf dem Bett, auf dem Kopf eine LCD Lampe und schminkt sich die Lippen. Ich kann mir einen Kommentar nicht verkneifen und sage sich soll sich beeilen, da es ja gleich hell wird. Ob sie es verstanden hat, weiß ich nicht













2 Kommentare:

  1. ja, die alten Mumien fahren fast die ganze Strecke mit dem Bus. Aber wenn sie nach Hause kommen geben sie groß an, sie wären den Jakobsweg gegangen.
    MM

    AntwortenLöschen
  2. hi klaus,
    kopf hoch nach jedem tief kommt auch wieder ein hoch. Wir glauben an dich und drücken dir ganz fest die daumen. Haben inges spruch schon übersetzt. Dein ziel rückt jeden tag näher. Gönn dir mal ein tag ruhe mit wein und leckereien.
    ganz liebe grüße die hodels

    AntwortenLöschen