Rummelplatz Camino

Ages - Burgos - Hornillos 46 km
Heute ist Nationalfeiertag in Kastilien und ich will auch nur bis Burgos. Keine zwanzig Kilometer. Allerdings geht es fast 12 Kilometer durch die Stadt und davon sind auch noch 6 Kilometer Industriegebiet. Einige diskutieren, ob sie die Strecke nach Burgos mit dem Bus fahren sollen. Die Frage erübrigt sich, da an Feiertagen keine Busse verkehren.
Dass ich heute 46 Kilometer gehen werde, ahne ich jetzt noch nicht.
Der Weg in die Stadt zieht sich endlos. Unterwegs merke ich, dass das Abendessen doch nicht so gut gewesen sein muss. Und wenn man muss, geht man in die Büsche. Aber wenn keine Büsche und keine Sträucher sind? Nicht mal Steinhaufen. Aber irgendwie schaffe ich es.
Gott sei Dank ist kein Verkehr und das Industriegebiet ist wie ausgestorben. Dafür ist es in Burgos voll. Voll von Touristen. Wieder will ich nicht in der Großstadt bleiben und entscheide mich noch ein paar Kilometer weiter zu gehen. Doch hinter Burgos sind fast alle Herbergen besetzt, weil viele hier erst ihren Weg beginnen. Also, weiter und immer weiter...


Obwohl in Hornillos die Herberge auch schon besetzt ist, kann ich nicht mehr.
45 Kilometer am Stück bin ich noch nie gelaufen.

Es gibt noch einen Platz (Bett) im Rathauskeller, das als Ausweichquartier dient. Ein Zimmer so groß wie ein Wohnzimmer ist mit 10 Doppelbetten bestückt. 20 Personen und nur eine Toilette. Ich bekomme schon Panik. Zum Duschen muss man 100 Meter in die Herberge. Aber es ist schönes Wetter, die Sonne scheint und eine nette Bar gibt es auch. Ich treffe viele Leute und habe nette Gespräche......

Dass ich morgen fast aufhören will ist eine andere Geschichte.

Obwohl alles ausgebucht ist, kommen noch viele Pilger und wollen ein Bett. Der nächste Ort 12 Kilometer weg. Und das durch die Meseta. Also, kein Baum, kein Strauch NICHTS als Jakobsweg. Ich sitze noch in der Bar, da erscheinen vier Frauen. Drei Spanierinnen und eine Deutsche, die auch keine Herberge mehr finden.
Die Deutsche bekommt einen Weinkrampf und will nur noch nach Hause. Der Wirt erbarmt sich und fährt die vier in den nächsten Ort.
Dann erscheint noch ein Österreicher mit einem Deutschen im Schlepptau. Sie haben keine Zigaretten mehr und suchen verzweifelt etwas zu rauchen. Aber es gibt nichts. Von einem Automaten, den der Österreicher sucht ist er Kilometer entfernt. Der nächste ist wohl in Burgos. Völlig verzweifelt haut er sich einen Rotwein nach dem anderen rein.
Die Nacht ist grausam.
Als ich zu meinem Bett komme ist es schon dunkel und alles schläft und schnarcht. Um 4 Uhr muss ich aufs Klo, es stehen schon 3Pilger Schlange. Außerdem liegt der Österreicher auf einer Matratze direkt vor dem Klo.
Dann bemerke ich, dass man von meinem oberen Bett die Matratze entfernt hatte. Zwei ältere Damen hatten daraufhin Ihre Rucksäcke und Wäsche auf den Eisenrost gelegt. Genau über mir. Ich bekomme einen kleinen „Tobsuchtsanfall“ und sage den beiden Damen gehörig die Meinung. Und das um 5 Uhr morgens. Aber es ist eine dermaßen Unverschämtheit, die Rucksäcke die tagsüber überall im Gelände rumfahren, auf das Bett zu legen und außerdem die verschwitzte und stinkende Wäsche. Mit den Worten, wenn ich das abends bemerkt hätte, hätte ich die Rucksäcke aus dem Fenster geworfen, packe ich meine Sachen und verlasse die Herberge. Zusammen mit dem Österreicher, der hoffte im nächsten Ort einen Zigarettenautomat zu finden, mache ich mich auf den Weg.